Bauformen

Ein Hörgerät besteht grob gesagt aus folgenden Bauteilen:

  1. Ein Mikrofon, das über die Mikrofonmembran Schall aufnimmt und in das Hörgerät leitet. Es verwandelt den Schall in elektrische Impulse.
  2. Ein Analog-Digital-Wandler, welches das analoge Signal in ein digitales Signal umwandelt
  3. Einen Verstärker, bzw. Prozessor, welcher das digitale Signal anhand verschiedener Algorithmen (z.B. Störgeräuschunterdrückung, Spracherkennung, Impulsgeräuschunterdrückung) bearbeitet
  4. Einen Digital-Analog-Wandler, welcher das verstärkte digitale Signal in ein analoges Signal umwandelt
  5. Der Lautsprecher, welcher die elektrischen Impulse in mechanische Schwingungen verwandelt und entsprechend den Schall herausgibt.

Im Folgenden werde ich näher auf die verschiedenen Bauformen eingehen, in denen die Bauteile unterschiedlich verbaut sind.

Hinter-dem-Ohr-Geräte

Hinter-dem-Ohr-Hörgeräte (HdO-Geräte)

Eine Hörgeräte-Bauform sind die sogenannten „Hinter-dem-Ohr-Geräte“. Sie gehören mit zu den gängigsten Hörgeräten, die sich über viele Jahrzehnte bewährt haben.

Bei diesen Geräten ist die gesamte Technik hinter dem Ohr, welche durch einen Schlauch mit einem maßgefertigten Ohrpassstück verbunden ist. Das Ohrpassstück gibt hier den Halt im Gehörgang, sodass das Hörgerät nicht herausfallen kann.

Das Ohrpassstück gibt es in verschiedenen Materialien und Bauformen, mehr dazu hier.

Vorteile eines regulären Hinter-dem-Ohr-Systems:

  • Gute Schallübertragung
  • für alle Hörverluste geeignet
  • Wenn ein Defekt vorliegt, ist es leicht, ein Leihgerät an zu passen
  • Guter Sitz
  • Gute Griffigkeit (vor allem für Menschen geeignet, die wenig Gefühl in den Händen haben)
  • viele HdO-Geräte haben eine integrierte Induktionsspule (T-Spule), die vielseitig eingesetzt werden kann. Auch weitere Zusatzsysteme sind gut koppelbar.
  • Durch eine größere Optik sind oft größere Batterien vorhanden, die länger halten und entsprechend geringere Kosten verursachen.
  • Von allen regulären Hörsystemen die geringste Verstopfungsgefahr durch Ohrenwachs oder Schweiß.
  • Bei nahezu allen Gehörgangsgrößen möglich durch maßgefertigtes Ohrpassstück

Nachteile:

  • auffällige Optik
  • durch maßgefertigte Ohrschale werden Eigengeräusche oft lauter (je nach Hörverlust durch Belüftung regulierbar)
  • Durch langen Schallweg können Verzerrungen (Beeinflussungen des Klangs) entstehen
  • Ohrmuscheleffekt / Richtungshören wird beeinträchtigt (je nach Leistungsstufe der Hörgeräte mehr oder weniger)
  • Die Schläuche verhärten nach einiger Zeit und müssen dann vom Akustiker erneuert werden.


Mini-HdOs oder Slimtube-Geräte

Eine andere Form der HdO-Geräten sind die Mini-HdOs, bzw. Slimtube-Geräte, welche keinen dicken Schlauch, sondern einen kleinen Schlauch haben. Diese können mit einem universellen Gummihütchen versehen werden, welches nicht maßgefertigt wird, oder mit der vorhin erwähnten maßgefertigten Ohrschale.

Vorteile:

  • diskrete Optik
  • angenehmeres Tragegefühl durch universelles Schirmchen
  • Verschlusseffekt wird minimiertd

Nachteile:

  • schlechterer Halt durch universelles Schirmchen
  • Starke Beeinträchtigung der hohen Frequenzen, welche wichtige Sprachanteile enthalten
  • eher für leichtere Hörverluste geeignet.
  • Bei einer kleineren Otoplastik (maßgefertiges Ohrpassstück) oder Schirmchen ist die Handhabung schwieriger
  • Slimtube-Hörgeräte verstopfen leicht durch Feuchtigkeit und Ohrschmalz. Ein gewisses Geschick ist hierfür nötig, um sich selbst zu helfen.
  • Bei Mini-HdOs sind bei einigen Geräten keine zusätzlichen Systeme wie Induktionsanlagen oder FM-Anlagen nutzbar.
Ex-Hörer-Geräte

Ex-Hörer-Geräte

Die Besonderheit bei diesen Geräten ist die Auslagerung des Lautsprechers in den Gehörgang. Von einem maßgefertigten Passstück oder universellen Schirmchen umgeben findet der Lautsprecher Halt im Gehörgang. Der Rest der Technik (Mikrofon, Verstärker, Wandler) liegt, wie beim HdO-Gerät weiter hinter dem Ohr. Statt einem Schlauch führt hier ein dünnes Käbelchen in den Gehörgang.

Die Vorteile:

  • sehr diskrete Optik
  • Kurzer Weg des Schalls vom Hörer / Lautsprecher zum Trommelfell und entsprechend geringe Klangverzerrungen
  • Lautsprecher ist bei einem Defekt schnell austauschbar und das Hörgerät muss in diesem Fall nicht eingeschickt werden
  • Wartungsarbeiten wie Filterwechsel und Reinigung können je nach Geschick auch selbst vorgenommen werden


Die Nachteile:

  • hohe Reparaturanfälligkeit des Hörers durch Ohrenwachsverschmutzungen und Feuchtigkeit
  • Es sollte ein gewisses Geschick zum Einsetzen und zur Reinigung beim Träger vorhanden sein (z.B. Filterwechsel, Einführen des Hörers)
  • kleinere Batteriegrößen durch kleineres Gehäuse hinter dem Ohr
  • Bei vielen Hörgeräten dieser Bauform sind einige Zusatzsysteme wie Induktionsanlagen oder FM-Anlagen nicht nutzbar, je nach Technikstufe nur durch eigenes Hörgerätezubehör des Herstellers.
Im-Ohr-Geräte

Im-Ohr-Geräte

Bei den Im-Ohr-Geräten wird die gesamte Technik in eine maßgefertigte Schale eingebaut. Dadurch ist – wie der Name bereits erahnen lässt – das komplette Gerät im Ohr. Hier gibt es verschiedene Größen von sehr auffällig bis komplett unsichtbar.

Vorteile:

  • leichtes und schnelles Einsetzen der Geräte
  • unauffälligstes Hörgerät möglich
  • je nach Bauform gute Handhabung
  • Lautsprecher ist direkt im Ohr, dadurch keine Verzerrungen des Schalls
  • Richtungshöreffekt der Ohrmuschel bleibt erhalten


Nachteile:

  • nur bei größeren Gehörgängen möglich
  • Starker Verschlusseffekt im Ohr durch weniger Belüftungsmöglichkeiten (eigene Stimme und Kaugeräusche werden intensiver)
  • bei starken Schwerhörigkeiten nicht möglich
  • Die Möglichkeit auf ein Ersatzgerät ist schwieriger, im Reparaturfall muss man sich auf ein Hinter-dem-Ohr-Gerät einlassen
  • Hohe Anfälligkeit der Technik durch Schweiß und Ohrenwachs
  • Zusatzsysteme wie FM-Anlagen sind nicht möglich, Induktionsanlagen je nach Fertigung. Achten Sie hier darauf, ob eine Induktionsspule und eine Wireless-Spule verbaut sind.