Der Weg zu Hörgeräten

Wie verläuft eine Anpassung?

 

Eine Hörgeräteanpassung verläuft zumeist in mehreren Terminen. Jeder Akustiker hat seine eigenen Beratungsstrategien und Methoden.
Der Service im Hörgeräteakustikerhandwerk ist sehr zeitintensiv und gut. Umfragen haben gezeigt, dass die meisten Kunden mit ihrem Hörgeräteakustiker und seinem Service zufrieden sind.*
Wenn man die Ohren vom Ohrenarzt hat untersuchen lassen und dieser eine Verordnung für eine Hörgeräteversorgung ausgestellt hat, kann die Anpassung beim Akustiker beginnen.
Grob gesagt kann man eine Anpassung in vier Schritte unterteilen:

1. Die Beratung / das Kennenlernen

2. Die Ausprobe

3. Der Abschluss

4. Die Nachsorge

Die Beratung / das Kennenlernen

Bei der Beratung macht der Akustiker nochmal weitere Messungen zusätzlich zu denen des Ohrenarztes.

Neben den Ton – und Sprachmessungen lernt man sich bei diesem Termin genau kennen. Der Akustiker muss genau wissen, für welche Situationen das Hörgerät technisch ausgestattet sein soll. Individualität spielt hier eine große Rolle. Darum stellt man auch viele persönliche Fragen. Je mehr Ihr Akustiker über das akustische Umfeld weiß, desto besser kann er Ihnen sagen, welche Funktionen das Hörgerät haben sollte.

Weitere Aspekte sind die Bauformen sowie die Finanzen. Oft wird im ersten Termin schon eine Ohrabformung zur Maßanfertigung genommen.
Am Ende des Beratungsgespräches sollte feststehen, welches Hörgerät Sie zuerst testen und ggf. auch, welches Sie zum Vergleich hinzunehmen. Außerdem sollten Sie jetzt mehr Klarheit darüber haben, was Sie erwartet.

Wichtig: Das Wesentliche bei einer Hörgeräteversorgung ist das Vertrauen. Sollten Sie jetzt noch kein Vertrauen zu Ihrem Akustiker gefasst haben, kommunizieren Sie dies. Offenheit ist eine Voraussetzung für Ihre erfolgreiche Hörgeräteanpassung. Fühlen Sie sich schlecht beraten, ist es vielleicht sinnvoll, zu einem anderen Akustiker zu gehen oder eine zweite Meinung ein zu holen, BEVOR Bestellungen getätigt werden.

Bitte vermeiden Sie folgenden Fehler:

Zwar muss der finanzielle Aspekt bei einer Beratung berücksichtigt werden, jedoch sollte die Beratung davon nicht zu stark beeinflusst werden.

Oft erlebe ich den Satz „Ich will nur das, was die Krankenkasse bezahlt!!“. Das ist Ihr gutes Recht und auch diese Geräte sind heutzutage technisch hochwertig. Dennoch passiert es häufig, dass Akustiker dann die Beratung abkürzen und kaum noch auf Alternativen eingehen.

Niemand möchte „über den Tisch gezogen werden“ und zu viel bezahlen. Trotzdem ist es wichtig, dass der Akustiker Ihnen auch Hörlösungen anbietet, die auf Sie – und nicht nur auf Ihre Geldbörse – zugeschnitten sind.

Der Preis von Hörgeräten ist nur eine Wahrheit. Den Wert jedoch bestimmen Sie. Denken Sie immer daran: Es ist eine Entscheidung auf sechs Jahre. Erst wenn diese abgelaufen sind, bezahlt die Krankenkasse erneut den dann aktuellen Festbetrag.

Die Ausprobe

 

Die Ausprobe ist die wichtigste Phase der Anpassung. In dieser Zeit ist es von Bedeutung, dass Sie alle wichtigen Situationen, die Sie vorher mit Ihrem Akustiker besprochen haben, ausgiebig testen.

Ein Beispiel: Wenn es für mich wichtig ist, dass ich beim wöchentlichen Treffen des Kegelclubs Ulrich und Ulrike besser verstehen kann, sollte ich in dieser Woche abends auch dorthin gehen.

Sie sollten sich in regelmäßigen, kurzen Abständen mit Ihrem Akustiker treffen. Wenigstens einmal pro Woche. Wenn es Unsicherheiten, Einstellungswünsche oder Beanstandungen gibt, sollte umgehend ein Termin vereinbart werden.

Bedenken Sie bitte: Zeit ist gerade hier extrem wertvoll. Wenn man sich drei Wochen lang nicht zusammensetzt und aufgrund eines Fehlers oder Unsicherheit die Hörgeräte drei Wochen lang nicht getragen werden, ist das höchst ineffizient.
Ihr Akustiker nimmt sich gerne Zeit für Sie, jedoch muss auch er die Rückgabefristen des Herstellers beachten. Zeit ist hier im wahrsten Sinne des Wortes Geld.

Während der Ausprobezeit haben Sie die Möglichkeit, verschiedene Hörsysteme miteinander zu vergleichen. Ich persönlich empfehle, so wenig wie möglich, aber so viel wie nötig aus zu testen.

Wenn Sie zu viel testen, wissen Sie am Ende kaum noch, wie welches Hörgerät in welcher Situation war. Wenn Sie zu wenig testen, könnte es sein, dass Sie sich am Ende ärgern. Bitte hören Sie auf Ihr Gefühl und seien Sie ehrlich zu sich selbst. Sie müssen sich mit den Hörgeräten wohl fühlen und nur Sie können beurteilen, inwieweit das der Fall ist.
Das sollte der einzige Grund sein, warum Sie sich für ein Hörgerät entscheiden – und nicht, weil der Akustiker sich so große Mühe mit Ihnen gegeben hat. Die beste Werbung für den Akustiker ist, wenn Sie glücklich mit Ihrer Hörlösung sind!

Tipp

Die beste Hörverbesserung erreichen Sie, wenn Sie die Hörgeräte von morgens bis abends tragen – auch, wenn Sie alleine sind!. Nur so werden Sie sich optimal an die neuen Geräuschkulissen gewöhnen.

Wenn Sie die Hörgeräte nur dann tragen, wann Sie es für notwendig erachten, kann Ihr Gehirn die unwichtigen Geräusche nicht von den wichtigen Sprachanteilen trennen.

Es ist ähnlich wie bei einem Marathon: Man muss trainieren, um diesen meistern zu können.

Der Abschluss

 

Herzlichen Glückwunsch!
Wenn Sie sich für Ihr Hörsystem entschieden haben, folgt eine Reihe an Krankenkassendokumenten, die Unterschrieben werden müssen. Das ist der Zeitpunkt, wo Sie im Normalfall schon bezahlen können und die Rechnung gestellt werden kann. Oftmals ist auch nochmal ein Ohrenarztbesuch notwendig, welcher als neutrale Instanz über die Hörgeräteversorgung schaut.

Nun beginnt die Nachsorge.

Die Nachsorge

 

Ihr Hörgeräteakustiker kümmert sich nicht nur in der Zeit der Hörgeräteauswahl um Sie, sondern auch die kompletten sechs Jahre danach. Regelmäßige Wartungen und kleine Reparaturen sind in der Regel** für Sie kostenlos.

Alle drei bis sechs Monate sollten Sie bei Ihrem Akustiker vorstellig werden, um die Geräte auf Verunreinigungen, Korrosionen, Beschädigungen oder Verschleiß überprüfen zu lassen.Auch Nacheinstellungen können in dieser Zeit vorgenommen werden. Jeder Akustiker kalkuliert eine gewisse Reserve für Feinjustierungen ein. Wenn sich das Gehör etwas verändert, sollte nicht gleich ein neues Hörgerät gekauft werden müssen.

 

 

 

* Quelle: http://disq.de/2016/20160321-Hoergeraeteakustiker.html

** Manche Akustiker verrechnen für Kleinreparaturen wie Schlauchwechsel, Gehäusewechsel, etc. einen Reparaturaufwand.